DAV-Semesterzeitung 2013

Der „Hamburger Bock“

DAV Absolventen verteilen sich und ihre Ideen in der ganzen Welt.

Im April diesen Jahres gab der Hamburger Stammtisch Organisator Joachim Leinweber, der von 1996-1998 an der DAV sein Studium absolvierte, unserer Studentenzeitung ein Interview zur familieneigenen Erfindung dem „Hamburger Bock“.

Joachim Leinweber ist in 4. Generation Geschäftsführer des Familienunternehmens „Leinweber Lagerei & Spedition“ (bis 2011 „Land- & See- Transport“), einem Hamburger Lagereiunternehmen mit 30 Mitarbeitern. Auf dem 48.000m² großen Grundstück mit ca. 20.000m² Hallenfläche werden überwiegend Importwarenwaren aus dem Fernen- und Mittleren Osten abgefertigt. Die Güter werden aus den Containern entladen und in sehr unterschiedlichen Mengen – von einzelnen Kartons bis zu mehreren LKW-Ladungen – kurz- oder langfristig eingelagert oder direkt umgeschlagen. Beim Versand der Waren werden diese kommissioniert und teilweise neu verpackt. Auch die Verzollung und die Disposition des Weitertransports, wird für die Kunden übernommen.

Wichtig für eine effiziente Leistungserstellung ist die schnelle und vor allen Dingen sichere Entladung der Container. Die Container werden bei Anlieferung auf den Chassis an der Rampe abgesattelt. Bei der Entladung muss der Auflieger dann sicher abgestützt werden. Bis vor ein paar Jahren war es üblich, dazu einen Stapel sogenannter Hafenpaletten zu benutzen – Hafenpaletten sind 1,20 m x 1,80 m groß und bestehen aus ca. 70 kg massiven Eichenbohlen, sodass eine große Standfestigkeit des Containers gewährleistet war. Vermutlich durch die falsche Anwendung der Paletten oder die Verwendung von sehr viel leichteren Euro- oder sogar Einwegpaletten kam es zu Unfällen, sodass die Berufsgenossenschaft die Verwendung von Paletten zur Abstützung von abgesattelten Aufliegern pauschal verboten hat.

Auch die Firma Leinweber musste sich dieser Vorschrift beugen und stand nun vor der Frage: Welche Alternative gibt es zu den Hafenpaletten? Seitens der Berufsgenossenschaft konnten aber nur technisch unausgereifte Verfahren als Alternative benannt werden. Die gängigste Variante war eine Metallsäule mit Fußplatte und Rollen, an deren oberen Ende mit Hilfe einer Schraubspindel eine Stützplatte nach oben gedreht werden kann. Diese Säule kann in angekipptem Zustand auf den zwei Rollen von Hand verfahren werden, um sie unter die Sattelplatte des Aufliegers zu schieben und dort aufzurichten. Anschließend muss der Mitarbeiter gebeugt halb unter die schmierige Sattelplatte kommen, um die Spindel mit Muskelkraft so weit nach oben zu drehen, dass sie stramm zwischen Sattelplatte und Boden steht. Beobachtungen in anderen Unternehmen haben gezeigt, dass dies von den Mitarbeitern schlicht nicht gemacht wird und die Stütze nur mit ganz herunter gefahrener Spindel untergestellt wird. So bietet sie allerdings keinerlei Sicherheit. Eine andere Lösung ist ein großer Stahltisch, dessen Tischplatte man mit einer Kurbelwinde an der Seite nach oben drehen kann. Auch hier muss der Mitarbeiter, nachdem er das Gestell mit dem Gabelstapler abgestellt hat, absteigen und Hand anlegen. Auch dies unterbleibt in der Praxis leider nur allzu oft. Hinzu kommen bei einer Mechanik mit beweglichen Teilen immer noch die Folgekosten für Wartung und TÜV-Abnahme. 2007 wurde deshalb von den Leinwebers eine eigene Lösung für das Abstützproblem erfunden. Der sogenannte „Hamburger Bock“.

Der „Hamburger Bock“ ist ein Stahlgestell mit schrägen Auflaufkufen mit austauschbaren Holzaufsätzen und einer Einfahrtasche für Gabelstapler. Der Bock kann allein mit dem Gabelstapler oder einem Hubwagen unter den Container und auch wieder herausgefahren werden, ohne dass weitere Handarbeit erforderlich wird. Dadurch ist eine hohe Akzeptanz bei den Mitarbeitern erreicht worden und die Erfahrung der Firma zeigt, dass es einfach funktioniert. Dies wurde von der Berufsgenossenschaft auch anerkannt und sogar mit dem „Förderpreis 2008 für Innovationen in der Prävention“ ausgezeichnet. Da eine eigene Patentanmeldung zu aufwändig erschien, wurde die Idee an die Firma Bauer GmbH in Südlohn weitergegeben, die auch Gabelstapleranbaugeräte herstellt. Dort wird der Hamburger Bock heute in noch kleinen Serien produziert.

Trotz der innovativen Erfindung, steht der große Marktdurchbruch noch aus. Joachim Leinweber hat 2012 diese Idee beim Verein der Hamburger Spediteure vorgestellt und die Fachleute sind schon auf den ersten Blick begeistert. Nach Einbringung weiterer Verbesserungsvorschläge wurde eine weitere Serie von 30 Stück gefertigt und sofort verkauft.

Der „Hamburger Bock“ ist namentlich angelehnt an eine weitere Erfindung des Vaters Jürgen Leinweber, die als „Hamburger Pott“ die Weinlese in den Steillagen des kleinen Moseldorfes Senheim revolutioniert hat und ist eine Erfindung mit Potential und sorgt vor allem für die Sicherheit und den problemlosen Ablauf an der Umschlagsrampe. Weitere Informationen finden Sie auf www.hamburgerbock.de. Das Unternehmen der Leinwebers ist nur ein Beispiel für die Ideenvielfalt, die DAV Absolventen in der Logistikbranche verbreiten.

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